Wer war Virginia Satir?
Virginia Satir war eine US-amerikanische Psychotherapeutin und eine Pionierin der systemischen Familientherapie. Sie wurde im Juni 1916 in Neillsville, Wisconsin, geboren und verstarb 1988 in Kalifornien. Ihre bahnbrechenden Erkenntnisse über Kommunikation und zwischenmenschliche Beziehungen haben die Familientherapie nachhaltig geprägt, weshalb sie oft als “Mutter der Familientherapie” bezeichnet wird.
Im Jahr 1959 gründete sie gemeinsam mit Don D. Jackson und Jules Riskin das renommierte MRI (Mental Research Insititute)in Palo Alto, Kalifornien. Dort erforschte sie mit Gregory Bateson und Paul Watzlawick zentrale Themen wie Schizophrenie, Kommunikation und systemische Psychotherapie.
1977 folgte die Gründung des Avanta Network (heute: Satir Global Network), einer Non-Profit-Organisation zur Förderung von Frieden und zwischenmenschlicher Kommunikation. Das Netzwerk unterstützte Schulen, Regierungen und Organisationen dabei, konstruktive Beziehungen aufzubauen und das Selbstwertgefühl zu stärken.
Die vier Kommunikationstypen nach Virginia Satir
Ein zentraler Bestandteil von Satirs Arbeit war die Analyse der innerfamiliären Kommunikation. Sie identifizierte vier grundlegende Kommunikationsstile, die oft als problematisch empfunden werden:
1. Das Beschwichtigen
Personen, die diese Form der Kommunikation nutzen, sind harmoniebedürftig und vermeiden Konflikte. Sie stimmen anderen bedingungslos zu und entschuldigen sich häufig. Eigene Bedürfnisse und Gefühle werden zurückgestellt. Des Weiteren wird eine vermehrte Verwendung von Konjunktiven (“hätte”, “könnte”, “würde”) verwendet.

2. Das Anklagen
Hier dominiert eine aggressive Kommunikation. Die betroffene Person gibt anderen die Schuld für Probleme, statt Selbstverantwortung zu übernehmen. Sprachlich zeichnet sich dieser Typ durch immens viele Verallgemeinerungen aus, die man oft an Wörtern wie “immer”, “nie”, “jedes Mal”, “alles”, “nichts”, erkennen kann. Beim Anklagen wird der Gesprächspartner bzw. die Gesprächspartnerin auch oft beim Sprechen unterbrochen.

3. Das Rationalisieren
Die rationalisierende Kommunikationsform äußert sich objektiv, sachlich und großteils emotionsarm. Anstatt über Personen wird hier allem voran über Sachverhalte bzw. Fakten gesprochen. Eigene Entscheidungen werden hier rational und logisch gerechtfertigt und begründet. Wer in stressigen Situationen rationalisierend kommuniziert, unterscheidet stark zwischen richtig und falsch, schwarz und weiß beziehungsweise gut und böse. Sprachlich sind hier viele Nominalisierungen und passive subjektlose Sätze (“Es gibt Grund zur Annahme, dass…” anstatt “Ich nehme an, dass…”) sichtbar. Selbst wenn man von einem Problem selbst stark getroffen ist und in dessen Mittelpunkt steht, kann es durch eine rationalisierende Kommunikation so wirken, als hätte man bloß ein außenstehende Beobachterrolle inne.

4. Das Ablenken
Das Ablenken äußert sich in Stresssituationen durch viele und oft ziemlich sprunghafte Themenwechsel. Ziel hierbei ist es, den Konflikt (meist aus Angst vor den Konsequenzen) um jeden Preis zu vermeiden. Anders als beim Rationalisieren werden hier nicht objektiv richtige und sachliche Fakten zur Argumentation verwendet; viel eher werden irrelevante herangezogen und eine Konkretisierung wird allgemein lieber vermieden. Eigentlich suchen Personen, die oftmals in die Kommunikationshaltung des Ablenkens fallen, häufig nach Aufmerksamkeit und Kontakt zu anderen. Durch diese Inkongruenz zwischen Aussagen bzw. Kommunikation und Handlungen, kommt es allerdings nicht selten zur Irritation des Gegenübers.

Virginia Satir und die Familientherapie
Virginia Satir verfolgte in der Familientherapie den Ansatz, dass individuelle Probleme nicht isoliert betrachtet werden dürfen, sondern immer im Kontext der Familie gesehen werden sollten. Dabei legte sie den Fokus auf folgende Ziele:
- Stärkung der individuellen Autonomie
- Erkennen und Durchbrechen negativer Beziehungsmuster
- Konstruktive Konfliktbearbeitung innerhalb der Familie
- Bewusstmachen bestehender Beziehungsstrukturen durch kreative Methoden
Eine ihrer bekanntesten Methoden ist die Familienskulptur-Technik. Hierbei werden symbolische Darstellungen der familiären Beziehungen erstellt, um verdeckte Konflikte sichtbar zu machen. Dies unterscheidet sich deutlich vom “Familienstellen” nach Bert Hellinger.
Systemisches Coaching – Satirs Vermächtnis
Auch heute noch sind viele Therapie- und Coachingansätze von Satirs Konzepten geprägt. Beim systemischen Coaching wird eine Person nicht isoliert betrachtet, sondern als Teil eines größeren sozialen Systems. Falls dich dieses Thema interessiert, lies unseren Blogartikel: Systemisches Coaching – Eine Einführung
Virginia Satir und Selbstwert
Satir war überzeugt, dass ein gesunder Selbstwert die Basis für glückliche Beziehungen und persönliches Wachstum ist. Sie sagte:
“Niemand kann einen anderen davon überzeugen, sich zu ändern. Jeder von uns hat eine Tür zur Veränderung, die nur von innen geöffnet werden kann.”
Ihre fünf menschlichen Freiheiten helfen dabei, den eigenen Selbstwert zu stärken:
- Die Freiheit, das zu sehen und zu hören, was wirklich da ist.
- Die Freiheit, authentische Gefühle und Gedanken auszusprechen.
- Die Freiheit, zu den eigenen Gefühlen und Gedanken zu stehen.
- Die Freiheit, Bedürfnisse auszudrücken.
- Die Freiheit, Risiken einzugehen und Verantwortung zu übernehmen.
Virginia Satir und NLP
Virginia Satir und ihre Konzepte über (Familien-)Therapie und Kommunikation waren von großer Bedeutung für die Entstehung des NLP (Neurolinguistisches Programmieren).
Worum es sich hierbei handelt, kannst du in unserem Blog im Artikel Was ist NLP? nachlesen.
Wichtige Begründer des NLP sind Richard Bandler und John Grinder. Diese entwickelten das Neurolinguistische Programmieren zusammen und stützen sich dabei auf die Konzepte und Forschung vieler anderer Forscherinnen und Forscher. So spielen hier beispielsweise das Meta-Modell von Gregory Bateson, das Milton-Modell von Milton H. Erikson, die Gestalttherapie von Fritz Perls, aber auch die systemische Arbeit von Virginia Satir eine bedeutende Rolle.
Neben ihrer Arbeit zu (körper-)sprachlicher Kongruenz, negativen Kommunikationsformen und der Erfindung der “Parts Party“, gelten außerdem folgende zwei Überlegungen Satirs als grundlegende Vorannahmen des NLP:
1. Positive Absicht
“Jedem Verhalten liegt eine positive Absicht zugrunde”.
Richard Bandler
Auch wenn das Verhalten primär nicht förderlich sondern eher hinderlich wirkt, liegt laut Satir dennoch stets eine wohlwollende Intention (z.B. Schutz, Orientierung, Anerkennung, Liebe) dahinter. Das Suchen, Erkennen und Erkunden der positiven Absicht ist im NLP der erste Schritt um ein störendes Verhalten zu verändern.
2. Änderung beginnt von Innen:
“Die Mittel, die ein Individuum benötigt, um angestrebte Veränderungen zu erreichen, sind bereits im Individuum vorhanden”.
Richard Bandler
Satir geht davon aus, dass Menschen bereits all die Ressourcen in sich tragen, die sie brauchen, um die ihnen bestmögliche Entscheidung bezüglich ihres Verhaltens zu treffen. Ist der Willen zur Verhaltens-Veränderung erstmal da, sind auch die Fähigkeiten vorhanden. Oft kann es aber sein, dass es externer Hilfe bedarf, um zu lernen, auf diese Ressourcen und Fähigkeiten zuzugreifen.
Interessierst auch du dich für NLP, möchtest deine Kommunikation verbessern, lernen Konflikte leichter zu lösen sowie alte, unerwünschte Verhaltens- und Denkmuster mittels Selbsthilfe zu hinterfragen und zu ändern? In unserer NLP Ausbildung lernst du all das und du wirst feststellen, dass es nahezu einfach ist, dein Leben selbst in die Hand zu nehmen und insgesamt eine höhere Zufriedenheit zu erreichen. Lade dir jetzt unverbindlich unsere Infomappe herunter!
Virginia Satirs Zitate
Zum Abschluss hier noch ein paar berühmte Zitate der Kommunikations-Koryphäe! Lass dich inspirieren! 😀
Ich glaube daran, dass das größte Geschenk, das ich von jemandem empfangen kann, ist, gesehen, gehört, verstanden und berührt zu werden. Das größte Geschenk, das ich geben kann, ist, den anderen zu sehen, zu hören, zu verstehen und zu berühren. Wenn dies geschieht, entsteht Kontakt.
Virginia Satir
“Das Leben ist nicht das, was es sein sollte. Es ist, was es ist. Die Art und Weise, damit umzugehen, macht den Unterschied“.
Virginia Satir
“Wir dürfen nicht zulassen, dass uns die begrenzte Wahrnehmung anderer Menschen definiert”.
Virginia Satir
“Wir brauchen vier Umarmungen am Tag, um zu überleben. Wir brauchen acht Umarmungen am Tag, um uns selbst zu versorgen. Wir brauchen zwölf Umarmungen am Tag, um erwachsen zu werden”.
Virginia Satir
“Wir können jedes Mal etwas Neues lernen, wenn wir denken, dass wir es können”.
Virginia Satir
“Nirgendwo auf der Welt gibt es jemanden wie mich, obwohl es Menschen gibt, die Teile haben, die wie ich aussehen. Deshalb ist alles, was aus mir herauskommt, wirklich meins, denn ich habe es ausgewählt”.
Virginia Satir
“Niemand kann einen anderen davon überzeugen, sich zu ändern. Jeder von uns hat eine Tür zur Veränderung, die nur von innen geöffnet werden kann”.
Virginia Satir
“Betrachte alle Schwierigkeiten als Möglichkeiten, etwas Neues zu schaffen, zu lernen und aus der kreativen Art und Weise, wie du reagierst, zu wachsen”.
Virginia Satir
“Zu wissen, dass Veränderung möglich ist, und der Wunsch, Veränderungen vorzunehmen, dies sind zwei große erste Schritte”.
Virginia Satir
“Ich möchte dich lieben können, ohne zu klammern, dich schätzen, ohne dich zu verurteilen, dich finden, ohne dich zu überwältigen, dich einladen, ohne darauf zu bestehen, dich ohne Schuldgefühle verlassen, dich kritisieren, ohne dich zu beurteilen, dir helfen, ohne dich zu schmälern. Wenn du mir das Gleiche geben willst, dann können wir wirklich zusammenkommen und uns gegenseitig helfen, zu wachsen”.
Virginia Satir
“Worte haben keine Energie, solange sie kein Bild auslösen”.
Virginia Satir

