In der heutigen Zeit, die von einem stetigen Streben nach Erfolg und beruflicher Selbstverwirklichung geprägt ist, gewinnt ein neuer Begriff an Bedeutung: Quiet Quitting. Dieses Konzept, das erstmals durch den TikToker Zaid Zeppelin populär wurde, hinterfragt die übermäßige Arbeitslast und den gesellschaftlichen Druck, sich über die eigene berufliche Tätigkeit zu definieren.
Gerade zum Jahresbeginn reichen viele Arbeitnehmer:innen ihre Kündigung ein, da sie ihre beruflichen und persönlichen Prioritäten überdenken. Doch was kann ein Unternehmen tun, um Mitarbeitende langfristig zu binden? In diesem Blogartikel beleuchten wir die Hintergründe von Quiet Quitting und geben praxisnahe Lösungsansätze für Arbeitgeber.

Was ist Quiet Quitting?
Quiet Quitting bedeutet nicht, den Job tatsächlich zu kündigen, sondern lediglich die beruflichen Anforderungen auf das vertraglich vereinbarte Minimum zu beschränken. Arbeitnehmer:innen leisten also nur das, was explizit von ihnen gefordert wird – ohne zusätzliche Überstunden, unbezahltes Engagement oder ein Übermaß an Verantwortung. Im Gegensatz zur inneren Kündigung geht es nicht darum, jegliches Engagement aufzugeben, sondern lediglich nicht über das hinauszugehen, was erwartet wird.
Die Entstehung dieses Begriffs verdeutlicht die tiefgreifenden Probleme, denen sich viele Arbeitnehmer:innen gegenübersehen. Statistiken aus dem Jahr 2021 zeigten, dass zehn Prozent aller berufstätigen Deutschen mehr arbeiteten, als vertraglich vorgesehen war. Im Durchschnitt wurden 18 bezahlte und 20 unbezahlte Überstunden geleistet – fast eine ganze Arbeitswoche mehr als vereinbart. Diese Zahlen illustrieren, wie stark der Druck in vielen Arbeitsumgebungen ist, über die Grenzen des Vertrags hinaus zu arbeiten. Quiet Quitting fordert dazu auf, eine gesunde Work-Life-Balance zu schaffen und den Fokus von der Arbeit auf andere Lebensbereiche zu verlagern.
Gen Z und Quiet Quitting – Eine Generation im Wandel
Die Generation Z steht an vorderster Front, wenn es um die Neugestaltung von Arbeitsnormen und -mentalitäten geht. Diese Generation, geboren zwischen Mitte der 1990er und Mitte der 2010er Jahre, hat eine kritische Haltung gegenüber traditionellen Arbeitsstrukturen. Laut einer Studie der Industrie- und Handelskammer aus dem Jahr 2019 empfanden über die Hälfte der befragten Unternehmen die Generation Z als unmotiviert und nicht bereit, ausreichend Leistung zu erbringen. Gleichzeitig zeigt der 2023 Work Monitor des Personaldienstleisters Redford, dass mehr als ein Drittel der Angehörigen der Generation Z und der Millennials Quiet Quitting als sinnvolle Alternative zum bisherigen Arbeitsmodell betrachtet. Im Gegensatz dazu nutzen nur etwa ein Viertel der Babyboomer Quiet Quitting.
Ein Grund für die starke Resonanz dieses Trends liegt in der Suche nach einer gesunden Work-Life-Balance. Diese Generation strebt nicht nach einem Leben, das ausschließlich von der Arbeit dominiert wird, sondern nach einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Karriere und persönlichem Leben. Der Druck, ständig erreichbar zu sein und unzählige Überstunden zu leisten, wird von vielen in dieser Generation als ungesund und überholt angesehen. Die Gen Z bringt neue Perspektiven in die Arbeitswelt ein und fordert Unternehmen auf, Arbeitspraktiken zu überdenken. Flexibilität, Remote-Arbeitsoptionen und eine Unternehmenskultur, die das Wohlbefinden der Mitarbeiter:innen in den Vordergrund stellt, sind entscheidende Faktoren für sie.

Quiet Quitting als Zeichen von Arbeitsbelastung
Die World Health Organization (WHO) hat wiederholt betont, wie Arbeitsumgebungen und -bedingungen die Gesundheit der Arbeitnehmer beeinflussen. Die Förderung einer gesunden Arbeitsumgebung, in der Stress reduziert und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und persönlichem Leben ermöglicht wird, ist daher von großer Bedeutung. Studien zur Work-Life-Balance haben gezeigt, dass ein gesundes Gleichgewicht zwischen Arbeits- und Freizeitverpflichtungen dazu beiträgt, die Gesundheit zu erhalten und das Wohlbefinden zu steigern. Eine ausgewogene Work-Life-Balance wurde mit einer Reduzierung von Burnout, einer verbesserten mentalen Gesundheit und einer höheren Zufriedenheit am Arbeitsplatz in Verbindung gebracht.
Das Konzept von Quiet Quitting scheint in diesem Kontext als Antwort auf die steigende Notwendigkeit einer ausgeglichenen Arbeitsumgebung zu stehen. Unternehmen, die sich darauf konzentrieren, die Belastung zu reduzieren und die Work-Life-Balance zu fördern, können nicht nur das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitende verbessern, sondern langfristig auch die Leistungsfähigkeit ihres Unternehmens steigern.
Was können Unternehmen JETZT tun?
Dieses Phänomen stellt Unternehmen vor Herausforderungen, da es schwierig sein kann, die Gründe für das potenzielle Ausscheiden von Mitarbeiter:innen zu erkennen und darauf zu reagieren. Um dem entgegenzuwirken, können Unternehmen offene Kommunikationskanäle fördern, regelmäßige Mitarbeiter:innenbefragungen durchführen und ein unterstützendes Arbeitsumfeld schaffen. Gerade zu Jahresbeginn kündigen viele Arbeitnehmer, da dies oft als Zeitpunkt für Neuanfänge und das Setzen neuer beruflicher Ziele betrachtet wird. Neue Karrieremöglichkeiten, der Wunsch nach Veränderung oder persönlicher Entwicklung sowie das Reflektieren über berufliche Ziele und Lebensprioritäten könnten Gründe für diesen Trend sein. Unternehmen, die sich dieser Dynamik bewusst sind und eine positive Unternehmenskultur pflegen, haben eine bessere Chance, Mitarbeitende langfristig zu binden.
Flexibilität spielt eine entscheidende Rolle. Unternehmen sollten flexible Arbeitszeiten, Remote-Arbeit und alternative Arbeitsmodelle ermöglichen, um das Bedürfnis nach einer ausgeglichenen Work-Life-Balance zu unterstützen. Eine transparente Kommunikation über Erwartungen und Arbeitsaufgaben hilft zudem, Missverständnisse zu vermeiden und eine Kultur zu schaffen, in der Leistung nicht mit übermäßigem Einsatz gleichgesetzt wird.

Darüber hinaus sollten Unternehmen Maßnahmen zur Förderung einer gesunden Arbeitsumgebung ergreifen. Regelmäßige Pausen, Freizeitangebote, Stressbewältigungsprogramme und ein unterstützendes Umfeld für psychisches Wohlbefinden tragen dazu bei, die Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeitende zu erhöhen. Der Aufbau von Vertrauen zwischen Arbeitgebern und Mitarbeitenden ist ebenfalls entscheidend. Unternehmen sollten Vertrauen in die Fähigkeiten und die Verantwortungsbereitschaft ihrer Mitarbeitenden haben, während Mikromanagement und ständige Überwachung vermieden werden sollten. Eine Unternehmenskultur, die auf gegenseitigem Respekt und Autonomie basiert, stärkt das Engagement der Mitarbeiter:innen.

